Die Corona-Pandemie in Bezug auf das Thema Extremismus

Nach mittlerweile zwei Jahren Erfahrung mit dem Covid – 19 Virus möchte man glauben, dass sämtliche Mythen und Fakenews der radikalen Impfgegner:innen und Coronaleugner:innen enttarnt wurden. Leider ist das Gegenteil der Fall: diese breite Szene radikalisiert sich stetig und hat ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht.

Es wäre vermessen zu behaupten, alle Anhänger:innen dieser Bewegung seien im extremistischen Lager zu verort en. Trotzdem muss man klar sagen, dass diese Bewegung aktuell ein Sammelbecken bedenklicher Ideologien darstellt. Die zahlreich stattfindenden Demonstrationen werden seit Beginn der Pandemie hauptsächlich von einschlägigen Personen aus dem extremistischen Umkreis organisiert, die diese Krise für sich nutzen. Corona dient als Vorwand und es wird bewusst mit der Angst und Verunsicherung der Bevölkerung gespielt.

Gegner:innen der Corona-Schutzmaßnahmen lehnen wissenschaftliche Erkenntnisse ab und glauben lieber an „alternative Fakten“. Es kommen dabei absurde Verschwörungsmythen zum Einsatz, die auch bei anderen Formen von Extremismus auftreten. Rechtsextreme und esoterisch-alternative Impfgegner:innen sind sich ähnlicher als es auf den ersten Blick scheint.

Die Coronaleugner:innen vereinen bzw. überschneiden sich mit verschiedenen antidemokratischen Strömungen, die eine große Gefahr darstellen: religiöse Fundamentalist:innen, esoterische Irrläufer:innen, Antisemit:innen, QAnon Sympathisant:innen, Identitäre, Staatsverweiger:innen, Angehörige diverser Sekten, amtsbekannte Neonazis, Anhänger:innen von Pseudomedizin wie zB die „Neue Germanische Medizin“ usw.. Die Gewaltbereitschaft dieser „Querdenker:innen“ ist seit Beginn im Steigen und hat ein bedenkliches Maß erreicht, die Szene hat sich massiv radikalisiert. Diese Ideologien bieten einfache Antworten auf komplexe Problemstellungen. Anfällig für Extremismus sind wir alle, besonders einsame und isolierte Menschen sind gefährdet. Krisen sind immer ein guter Nährboden für Extremismus.

Der deutsche Verfassungsschutz führt Coronaleugner:innen bereits seit 2020 als neue Extremismusform. In Österreich gibt es – ohne Anspruch auf Vollständigkeit –  gut zwei Handvoll Expert:innen, die sich kompetent und seriös seit vielen Jahren mit dem komplexen Thema Extremismus beschäftigen: Colette Schmidt (Falter), Christa Zöchling (Profil), Ulrike Schiesser (Bundesstelle für Sektenfragen), Bernard Weidinger (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands), Julia Ebner (Politikwissenschaftlerin und Autorin), Thomas Schmidinger (Politikwissenschaftler), Karl Öllinger (Politiker), Thomas Rammersdorfer (Journalist und Autor), Michael Bonvalot (Journalist und Autor), Fabian Reicher (Beratungsstelle Extremismus), Andre Wolf (Verein mimikama). Diese Expert:innen sind sich allesamt einig, dass sich die Bewegung um die Coronaverharmloser:innen massiv radikalisiert hat und verweisen auf deren Gefahrenpotential. Wir teilen diese Einschätzung und fordern als Gegenmaßnahme den dringenden Ausbau von Informationsveranstaltungen zu den Themen Verschwörungstheorien und Fakenews.

Die von der Bundesregierung verordneten Schutzmaßnahmen um dieser Pandemie Einhalt zu gebieten waren vielleicht nicht alle logisch und nachvollziehbar. Es ist sicher legitim einzelne dieser Maßnahmen zu hinterfragen. Aber Freiheit darf nicht mit Egoismus verwechselt werden. Wichtigstes Merkmal von extremistischen Bewegungen ist die Intoleranz gegenüber anderen Meinungen. Daher keine Toleranz der Intoleranz. Anstatt infantilen Widerstand braucht es nun Solidarität, Dialogbereitschaft und Zusammenhalt, um diese Ausnahmesituation gut zu bewältigen.